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Schmerzen I

Verdacht auf Bandscheibenvorfall. Seit etwas mehr als drei Wochen plagen mich Rückenschmerzen, wobei es spätestens seit letztem Donnerstag unerträgliche Ausmasse annimmt. Die Verletzung kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, denn eigentlich arbeite ich durch sportliche Aktivitäten seit April gegen exakt diese „Volkskrankheit“ Rückenleiden aufgrund vorwiegend sitzender Bürotätigkeiten. Ich wollte es gar nicht erst so weit kommen lassen und habe mich offensichtlich durch Überbelastung oder eine ungünstige Verkettung von Ereignissen direkt in die Misere hinein manövriert. Für eine exakte Diagnose fehlen noch professionelle Einschätzungen. Diese in der momentanen Situation zu erhalten, gestaltet sich denkbar schwierig.

Das komplett überlastete Gesundheitswesen in Deutschland verdient diesen Namen keineswegs, denn eigentlich entspricht der Begriff „Krankheitsverwaltung“ viel eher der bitteren Wahrheit. Für privatversicherte Menschen gelten andere Massstäbe, keine Frage. Als gesetzlich Krankenversicherter gehöre ich nur leider zu jener Kategorie Untermensch, die von so manchen Ärzten (ich sage bewusst nicht alle) wie lästige Fliegen mehr oder weniger abgewimmelt werden. Vor zwei Wochen waren meine Schmerzen das erste Mal so stark ausgeprägt, dass ich das Bedürfnis verspürte, wohl besser einen Arzt zu konsultieren.

Wenn man aber an einem Montagmorgen mehrere orthopädische Praxen kontaktiert, um eventuell sogar einen Notfalltermin zu erhalten, schlägt einem die ernüchternde Realität hart ins Gesicht. Mindestens eine Viertelstunde in der nervtötenden Bandansagen-Warteschleife zu verweilen, bevor man sein Anliegen vorbringen kann, gehört eigentlich schon zum guten Ton der hiesigen Praxislandschaft. Daran hat sich wohl jeder unlängst gewöhnt. Im digitalen Zeitalter könnte man ja schliesslich „die Termine auch bequem und vollkommen unkompliziert online buchen“. Wenn der nächstmögliche Termin auf der Webseite der Praxis dann jedoch im Oktober vorgeschlagen wird, nimmt das Ganze etwas abenteuerliche Ausmasse an. Es tut mir leid.

Eine besonders kompetente Medizinische Fachangestellte meinte gegen 9 Uhr sogar, ich wäre für meine ernsthaftige Bewertung als Notfall für heute leider zu spät dran. Ich solle „halt dann einfach morgen direkt um 8 Uhr nochmal anrufen“. Herzlichen Dank auch. Verschiedene Anlaufstellen probiert, bin ich tatsächlich noch zu einer Untersuchung gekommen in einer Praxis, bei der ich vor vielen Jahren einmal gewesen bin. Generell meide ich Ärzte so gut es geht. Wer meine aktuellen Erfahrungen liest, wird gut nachvollziehen können, warum das der Fall ist. Jedenfalls bekam ich nach Sichtung (lediglich) meiner aktuellen Röntgenbilder von einem orthopädischen Spezialisten die lapidare Aussage: „er könne einen Bandscheibenvorfall anhand der Bilder ausschliessen, meine Hüfte wäre schief und ich könne in drei Wochen gerne noch mal vorbeischauen, ob sich etwas verändert“.

Gegen meine wenig ernst genommenen Wehwehchen verschrieb er standardisiert Ibuprofen. Ein Rezept für physiotherapeutische Behandlungen hielt er auf Nachfrage meinerseits für überflüssig. „Was sollen mir diese 15 minütigen Streicheleinheiten schon bringen?“ waren seine Worte. Auf der Behandlungsliege noch schnell eingerenkt, war meine Zeit für ihn abgelaufen. Als Kassenpatient und jemand, der nicht zufälligerweise ein alter Golfkumpel des Herrn Doktors ist, wurde ich selbstverständlich belächelt, als ich mir erdreistete, meinen sportlichen Wandel zu skizzieren und offen in den Raum zu stellen, dass medizinische Beratung für solche Prozesse wohl praktisch erscheint.

„Wie das gehen sollte, mit gerade mal 40 Euro, wisse er nicht“ antwortete der Mediziner spöttisch, was erstens transparent macht, wie viel unsere Ärzte in Deutschland anscheinend für das Durchschleusen von kranken Menschen ohne Privatversicherung pro Behandlung kassieren. Zweitens demonstriert es sehr deutlich, dass die Zustände bereits so schlimm sind, dass nicht einmal mehr vorgetäuschtes Interesse für die Belange von Patienten als nötig erachtet wird und der Hippokratische Eid in manchen Fachkreisen bereits wenige Wochen im Beruf aktiv in der allerletzten Schublade des Archivs verschwindet. Empathie leider Fehlanzeige. Damit lässt sich auch schwerlich die Rate für den nächsten Porsche finanzieren.

Die Schmerzen gingen trotz Ibuprofen und Schonung nicht weg. In der Annahme, es handelt sich lediglich um Probleme ausgelöst durch eine lokale Hüftfehlstellung, blieben leichte Dehnübungen und Mobilisierungsversuche erfolglos. Seit dem ersten Arztbesuch wurde das Krafttraining komplett auf Eis gelegt. Erwärmte Kirschkernkissen waren eher kontraproduktiv. Kühlende Elemente helfen in meinem Fall sogar besser. Das sollte man einfach individuell ausprobieren.

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